Kaffee, Kuchen und Verschwörungsmythen


Auf unserem Instagram Kanal treffen wir uns nachmittags zur Kaffezeit zum kurzen gemütlichen Plausch über Verschwörungserzählungen.

Wo kommen sie her? Wo führen sie hin? Welche Vorurteile liegen ihnen zu Grunde?

Hier könnt ihr euer Wissen testen und vielleicht auch was lernen.

Auf unserer Homepage werden wir euch unterdessen mit weiteren Fakten versorgen. Dazu Links zum weiterklicken. Bleibt nur eine Frage: wann trinken wir Kaffee?


An dieser Stelle veröffentlichen wir begleitende Texte zu unseren Instagram Stories. Der erste Text bezieht sich immer auf die aktuelle Story. Im Anschluss wird er dem Inhaltsverzeichnis nach eingegliedert.

  1. Verschwörungstheorien und Rassismus
  2. "Wer schreibt, bleibt"
  3. Gegenwart und Vergangenheit
  4. Struktureller Antisemitismus
  5. Wer glaubt hier eigentlich was
  6. Und nun?

Verschwörungserzählungen und Rassismus

Verschwörungserzählungen, Verschwörungsmythen oder Verschwörungstheorien, wie sie zumeist bezeichnet werden, haben in den letzten Jahren Hochkonjunktur. Doch was genau ist eine Verschwörung überhaupt? Wann muss man vorsichtig sein? Wann sollte man hellhörig werden?

 

Was ist eine Verschwörung? 

Eine Verschwörung ist eine geheime Absprache einer Gruppe Menschen die ein bestimmtes Ziel im Bereich des Machterwerbs oder des Machterhalts erreichen wollen. Eine Verschwörungserzählung stellt die Behauptung auf, dass sich mehrere Ereignisse auf eine solche Verschwörung zurückführen ließen.

 

Verschwörungstheorie, -mythos, -erzählung? 

Wir haben uns dazu entschieden entweder den Begriff Verschwörungsmythos oder Verschwörungserzählung zu verwenden, da der Begriff der Verschwörungstheorie irreführend ist. Er gibt vor, „[…] eine theoretische Grundlage zu haben, die wissenschaftlichen Standards entspricht. Das ist bei Verschwörungserzählungen jedoch nicht der Fall“ (Amadeu Antonio Stiftung 2020).

 

Was machen Verschwörungsmythen/ -erzählungen so gefährlich? 

Eine Verschwörungserzählung wird gefährlich, wenn sie zu einer Verschwörungsideologie wird. In anderen Worten, wenn an einer Verschwörungserzählung weiterhin festgehalten wird, selbst wenn sowohl die Wissenschaft bzw. die momentane Sachlage dagegen spricht. Ein zeitnahes Ereignis in unserer Geschichte zeigt auf, wie gefährlich das Verbreiten von Verschwörungserzählungen sein kann: Adolf Hitler und seine Anhängerschaft bezogen sich in ihrer antisemitischen Ideologie auf die Verschwörungserzählung „Die Protokolle der Weisen von Zion“, eine „antisemitische Hetzschrift […] auf Grundlage mehrerer fiktionaler Texte“, die „[…] bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Fälschung entlarvt wurde“ (Farke, D. 2012). Diese antisemitischen Vorstellungen, die damals zum Mord an über 6 000 000 Menschen des jüdischen Volks geführt haben, spielen bis heute eine Rolle in modernen Verschwörungserzählungen.  Auch andere Verschwörungserzählungen wie zum Beispiel die angebliche „Islamisierung“ Europas  fördern vorurteilsbehaftete und rassistische Gedanken (Stern, J. 2018). Jüngsten Beispiele für die Folgen von Verschwörungsideologien sind die Anschläge in Hanau am 19. Februar des letzten Jahres oder der Anschlag auf die Synagoge in Halle.

 

Verschwörungserzählungen erkennen

Besonders wenn Muster von klassischen Verschwörungserzählungen aufzufinden sind, sollte man angebliche „Fakten“ immer genauer betrachten. Verschwörungserzählungen sind in ihrer Grundstruktur zumeist antisemitisch und rassistisch; sie spielen mit Ängsten und Vorurteilen. Achtet also auf folgende wiederkehrende Muster:

1. Eine angebliche, geheime Verschwörung.

2. Eine Gruppe von Verschwörern.

3. „Beweise“, die die Verschwörungstheorie zu stützen scheinen.

4. Sie suggerieren, dass nichts von ungefähr geschieht, und dass es keine Zufälle gibt; nichts ist, wie es scheint — und alles gehört zusammen.

5. Sie unterteilen die Welt in Gut und Böse.

6. Sie machen bestimmte Menschen oder Gruppen zu Sündenböcken.

 

Quelle und weitere Infos: https://ec.europa.eu/info/live-work-travel-eu/coronavirus-response/fighting-disinformation/identifying-conspiracy-theories_de

 

Zusätzlich:

7. Wird die Wissenschaft als solche in Frage gestellt? 

8. Wird der Journalismus als solcher in Frage gestellt? 

 

Wichtig:

Dies soll nicht bedeuten, dass Wissenschaft immer richtig liegt. Wissenschaft kann irren. Jedoch beziehen sich seriöse Quellen bzw. Journalist:innen nie auf Vermutungen oder Annahmen. Dies ist bei Verschwörungszählungen nicht der Fall.


“Wer schreibt, bleibt”
Dieser Motivationsspruch gilt leider auch für solche Bücher, deren Geschichten frei erfunden sind. Auch auf “Sachbücher”, die mit augenscheinlich wissenschaftlichen Fakten arbeiten, trifft das zu. Doch nicht überall, wo Fakten drauf steht, ist auch die Wahrheit drin. Bücher zu Verschwörungserzählungen verbreiten falsche oder unzureichende Forschungsergebnisse. Sie führen ihre Argumente stets so an, dass sie nur ihren eigenen Theorien entsprechen. Widersprüchliche und widerlegende Fakten werden ausgegliedert bzw. einfach weggelassen. Beispielgebend ist hier der Kopp-Verlag, mit Sitz in Rottenburg, zu nennen. Er veröffentlicht regelmäßig pseudowissenschaftliche Bücher;  Verschwörungserzählungen in wissenschaftlichem Gewand.

Wer mehr zum Kopp-Verlag wissen will, kann hier mal reinhören: 
https://www.swr.de/swr2/wissen/hetze-angst-verschwoerungsmythen-der-kopp-verlag-in-rottenburg-100.html

 

„Die Wahrheit über Hänsel und Gretel“ 
Unser erstes Beispiel stammt aus dem Jahr 1963. Hans Traxler veröffentlichte eine “True Crime Story”, ausgehend von dem Volksmärchen "Hänsel und Gretel". Dabei stellte er die Hexe als Opfer und das Geschwisterpaar als kaltblütige Mörder dar. Das Buch von Hans Traxler ist letztendlich eine harmlose, wenn auch glaubwürdige Geschichte und wurde vom Autor als Parodie bestätigt. Jedoch zeigt diese gut auf, wie sich Falschmeldungen verselbstständigen und verbreiten können. 
Die »Ruhr-Nachrichten« widersprachen einem Leser, der Zweifel an der Echtheit der Entdeckung angemeldet hatte, mit dem Hinweis, das Werk Traxlers sei "durchaus ernst gemeint”(Spiegel 1964).
Wer mehr wissen will, lernt die Hexe hier näher kennen:
https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46174168.html
https://www.deutschlandfunkkultur.de/die-angebliche-hexe-war-eine-baeckerin.950.de.html?dram:article_id=135436

 

„We never went to the Moon“
Die Verschwörungserzählung über die gefälschte Mondlandung basiert auf einem 1976 erschienen Buch von Bill Kaysing mit dem Titel "We never went to the Moon“. „Damit begann die Geschichte der Mondverschwörungstheorie. Seine treuen Fans glauben bis heute an seine Thesen"(Hillenbrandt 2019). 
Als 1969 die Mondlandung stattfand, verfolgte sie die Weltbevölkerung gespannt an den noch wenigen Fernsehgeräten. Mit Erscheinen des Buches und den Skandalen der US-amerikanischen Politik der 1960er und 1970er Jahre wuchs die Schar der Menschen, die den vermeintlichen Fakten glaubte, rasant an. Die Zahl der "Zweifler" steigerte sich anschließend durch zahlreiche Filmdokumentationen. Die Erfindung des Internets und vor allem der Videoplattformen potenzierte die Menge und fand Anklang in der ganzen Welt.. Inzwischen sind die meisten Argumente Kaysings wissenschaftlich widerlegt. Doch der Mythos der gefakten Mondlandung hat sich verselbstständigt.
Mehr Infos zum Thema gibt’s hier: 
https://www.dw.com/de/gab-es-die-mondlandung-wirklich/a-49526482

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/raumfahrt/mondlandung-alles-fake/

https://www.heise.de/newsticker/meldung/Die-Mondlandung-ein-Hort-fuer-Verschwoerungstheorien-4472198.html?seite=2
https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/lr-umfrage-zu-apollo-11-ein-drittel-zweifelt-an-der-mondlandung-1969-38304228.html
Hillenbrandt, T. 2019: https://www.swr.de/wissen/odysso/broadcastcontrib-swr-33544.html

 

„Die Protokolle der Weisen von Zion“
Welche verheerenden Ausmaße die Verbreitung von Behauptungen, Falschmeldungen, Verschwörungsmythen oder -erzählungen haben kann, zeigt der Fall der „Protokolle der Weisen von Zion“, eine Hetzschrift, basierend auf Unwahrheiten und (fiktiven) Romanen. Sie liefert seit über 100 Jahren "Argumente" für Antisemit:innen. Willst du mehr über die Verbreitung und die Folgen dieses Verschwörungsmythos wissen, empfehlen wir dir diesen kurzen Dokumentarfilm:

https://www.youtube.com/watch?v=4Gk4gTKnkIk

Den Verbindungen zwischen Verschwörungserzählungen, Antisemitismus und Rassismus gehen wir nächstes Mal auf den Grund. 


Gegenwart und Vergangenheit

Verschwörungserzählungen und ihr rassistisches und antisemitisches Gedankengut ziehen sich durch einen Großteil der Geschichte. Parallelen und Motive finden sich immer wieder auch in modernen Verschwörungserzählungen.

Ritualmordlegende
Als erste bekannte Verschwörungserzählung gilt die sogenannte Ritualmordlegende. Sie entstand 1144  nachdem ein Junge in Norwich, England tot aufgefunden wurde. Daraufhin beschuldigte man Juden, den Jungen entführt und ermordet zu haben, um ein Ritual zu veranstalten. (Butter 2020) Das Motiv der Ritualmordlegende wiederholte sich in der Geschichte immer wieder und verbreitete sich. So wurde beispielsweise 1235 in Fulda Juden vorgeworfen, das Blut christlicher Kinder für Rituale zu nutzen. (Luban 2018)
Auch heute findet sich das Motiv wieder. Die QAnon-Bewegung verbreitet die Verschwörungserzählung, dass die liberalen Eliten Kinder missbrauchen, ermorden und deren Blut trinken würden. Hierbei bezieht sich QAanon immer wieder auch explizit auf Juden. (Butter 2020)

Butter 2020: Antisemitische Verschwörungstheorien in Geschichte und Gegenwart | bpb
Arkadiusz Luban 2018: Antisemitische "Fake News" - Die fürchterlichen Folgen der Ritualmordlegende

Der große Austausch

Am 15. März 2019 erschoss in Neuseeland ein Mann 51 Menschen in zwei Moscheen. Diese Tragödie ist seitdem als Christchurch-Attentat bekannt.
Am 09. Oktober 2019 versuchte Stephan B., ein Rechtsextremist, bewaffnet in eine Synagoge in Halle einzudringen. Als ihm dies nicht gelang, erschoss er zwei Personen und verletzte zwei weitere. Beide Täter hatten vor ihren Taten Bekennerschreiben veröffentlicht, in denen sie sich auf die Verschwörungserzählung des „Großen Austausches“ beziehen.
Stephan B. wirft in seiner Bekennerschrift den dem jüdischen Volk vor, sie würden muslimische Immigration nach Europa steuern, um die (weiße) europäische Bevölkerung durch Muslime auszutauschen (Butter 2020). Auch der Attentäter von Christchurch bezog sich auf diese Verschwörungserzählung. Sein Pamphlet, das er kurz vor seinem Anschlag versendete, trug den Titel „The Great Replacement“ (Bertolaso 2019). Diese Verschwörungserzählung geht zurück auf das Buch „Le grand remplacement“ das 2011 von Rene Camus, einem französischen rechtsnationalen Politiker, veröffentlicht wurde. Darin stellt er die These auf, das französische Volk würde durch die Regierung von muslimischen Einwanderern ersetzt. Insbesondere in der Variante von Stephan B. zeigen sich Parallelen zu den „Protokollen der Weisen von Zion“. Auch hier wird von einer jüdischen Elite ausgegangen, die andere Völker unterwandern und die Kontrolle über die Welt übernehmen will.


Verschwörungstheorie: Der große Austausch | NDR.de - Panorama die Reporter
Nachgefragt Der Attentäter und die Verschwörungstheorie vom "Großen Austausch"

 


Struktureller Antisemitismus:

Nicht jeder Antisemitismus ist sofort erkennbar

In der Diskussion um Verschwörungserzählungen taucht immer wieder der Begriff des strukturellen Antisemitismus auf. Was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Begriff? Wir haben in den letzten Veröffentlichungen bereits Verschwörungserzählungen besprochen, die explizit Bezug auf Jud:innen nehmen und antisemitisch sind. Es gibt allerdings eine Vielzahl von Verschwörungserzählungen, die sich nicht explizit auf Jud:innen beziehen. Trotzdem sind darin oftmals antisemitische Codes enthalten und die Argumentationsstruktur ähnelt sich sehr.

 

Versteckte Codes

Antisemitische Codes können beispielsweise der Bezug auf die Krake des weltumspannenden Finanzsystems sein, ein Bild, dass bereits von den Nazis benutzt wurde. Viele Redewendungen, die in Verschwörungserzählungen vorkommen, haben einen impliziten Verweis auf Jud:innen (z.B. „Die Ostküste“) und ebnen damit den Weg für offenen Antisemitismus.

 

Die Argumente sind gleich

Die Argumentationsstruktur besteht aus mehreren Teilen. Zuerst werden gesellschaftliche Probleme personalisiert. Es wird einer Gruppe Menschen die Schuld an komplexen Ereignissen zugeschrieben. Die Gruppe der weltumfasenden Verschwörer*innen ist beispielsweise an Corona Schuld. Diese Gruppe wird im zweiten Schritt als einheitliches Volk oder Stamm dargestellt, die alle die gleichen (bösen) Interessen verfolgen. Man spricht hierbei von Homogenisierung. Dieser Gruppe wird die eigene Gruppe gegenübergestellt, die ausschließlich positiv gesehen wird. Widersprüche und unterschiedliche Interessen innerhalb der Gruppen werden ausgeblendet. Zuletzt wird ein Weltbild verbreitet, dass auf einer Schwarz-Weiß-Logik basiert. Es wird behauptet, es gäbe einen absoluten Machtkampf zwischen der guten eigenen Gruppe und der bösen fremden Gruppe. „In dieser Idee liegt auch die antisemitische Vernichtungsphantasie begründet, nach der Streit, Diskussion und Kompromisse keine Möglichkeiten sind, sondern die Vertreibung und Vernichtung der jüdisch gedachten Feinde als letztendlich einziger Ausweg erscheinen.“ (Lelle/Balsam 2020)

 

Schlussfolgerung: Struktureller Antisemitismus ist Antisemitismus (noch) ohne Juden

Es wird also deutlich, dass viele Verschwörungserzählungen zwar nicht offen antisemitisch sind, aber trotzdem sehr ähnlich funktionieren und so auch die Anschlussfähigkeit an antisemitische Haltungen begünstigen. Die Gefahr besteht darin, „dass in vielen Verschwörungsmythen uralte antisemitische Ressentiments schlummern, die jederzeit geweckt werden können.“ (Lelle/Balsam 2020).

 

Lelle, Nikolas/ Balsam, Johanna (2020), [tacheles]: Struktureller Antisemitismus ist Antisemitismus (noch) ohne Juden – Amadeu Antonio Stiftung (amadeu-antonio-stiftung.de)

 


Wer glaubt hier eigentlich was?

Nachdem wir uns in den ersten Ausgaben mit den einzelnen Verschwörungsmythen auseinander gesetzt haben, schauen wir heute darauf, wer denn eigentlich daran glaubt. Ist es wirklich nur diese kleine Gruppe an Menschen, die auch bei Corona-Demonstrationen auffallen?

 

Eine Studie klärt auf

Dazu hat die Konrad Adenauer Stiftung 2020 eine spannende Umfrage gestartet. Diese wurde einmal vor und einmal während der Corona Pandemie durchgeführt. Letzteres um herauszufinden, ob der Glaube an Verschwörungserzählungen während der Pandemie zugenommen hat. In der Studie der KAS wird deutlich, dass der Glaube an Verschwörungen in allen Gesellschaftsschichten, Altersgruppen, Ethnien und politischen Wählergruppen zu finden ist. Grundsätzlich fanden sie heraus, dass es zwischen Frauen und Männern sowie zwischen Ost und West keinen Unterschied bei der Verbreitung des Glaubens an eine Weltverschwörung gibt. Allerdings gibt es in bestimmten Bereichen unterschiedliche Verteilungen. Beispielsweise spielt die politische Haltung eine Rolle. Bei Anhänger:innen der AfD ist der Anteil derjenigen, die an eine Weltverschwörung glauben, im Vergleich zu den anderen Parteien, am größten.

 

Verschwörungsmythen und Corona

Erstaunlicherweise konnte in der Studie nicht bestätigt werden, dass der Glaube an eine Weltverschwörung durch die Pandemie zugenommen hat.

Ein Zusammenhang zwischen den persönlichen Lebensumständen und der Empfänglichkeit für Verschwörungserzählungen konnte in der Studie dagegen aufgezeigt werden. „So glauben Menschen eher an eine Benutzung des Corona-Virus als Vorwand zur Unterdrückung, wenn sie angeben, durch die Corona-Krise finanziell belastet zu sein“(Roose, 2020). Ein weiterer Gesichtspunkt der Studie bezieht sich auf die Informationsquellen der Teilnehmer:innen. Diejenigen, die ihre politischen Nachrichten zum größeren Teil aus den sozialen Netzwerken beziehen, halten eine „Corona-Verschwörung“ eher für wahrscheinlich als diejenigen, die sich über die öffentlich-rechtlichen Medien und Zeitungen informieren. Der formale Bildungsabschluss der Teilnehmer:innen spielt bei dieser Frage ebenfalls eine Rolle. Menschen mit formal niedrigeren Bildungsabschlüssen neigen öfter dazu, die „Corona-Verschwörung“ für wahrscheinlich zu halten.

 

Anhänger von Verschwörungsmythen sind demnach in allen Bevölkerungsgruppen zu finden. Es gibt eben nicht die eine Gruppe, die sich außerhalb der „normalen“ Gesellschaft befindet, sondern mancher Irrglaube ist weit verbreitet. Daher muss man das Thema ernst nehmen und sich mit den Verschwörungsgläubigen auseinandersetzen. Unterschiedliche Methoden hierzu stellen wir euch in der nächsten Folge vor.

 

https://www.kas.de/documents/252038/7995358/Eine+repr%C3%A4sentative+Umfrage+zu+Verschw%C3%B6rungstheorien.pdf/0f422364-9ff1-b058-9b02-617e15f8bbd8?version=1.0&t=1599144843148

 

https://www.kas.de/documents/252038/7995358/Verschw%C3%B6rung+in+der+Krise+%28PDF%29.pdf/7703c74e-acb9-3054-03c3-aa4d1a4f4f6a?version=1.1&t=1608644973365


 

Und nun? What to do now?

Der Glaube an Verschwörungserzählungen ist gefährlich und kann negative Auswirkungen für die Verschwörungsgläubigen selbst,  deren Umfeld sowie für die gesamte Gesellschaft haben. „Denn es gibt keine harmlosen Verschwörungserzählungen. Sie sind immer unzutreffende Anklagen gegen bestimmte Personen, Personengruppen oder mit Organisationen verbundenen Gruppen“ (Roose, 2020, S.8)

 

Was kann ich für mich tun?
Eine gesunde Portion Skepsis haben und den Mut zu einer eigenen Meinung. Dinge nicht einfach als gegeben hinzunehmen, sondern zu hinterfragen. Das sind wichtige und unabdingbare Voraussetzungen für demokratische Prozesse.

Jeden Tag werden Millionen neuer Posts, News, Videos etc. ins Netz gestellt. Wie soll man da noch den Überblick haben, was nun stimmt oder nicht? Wenn man sich bei bestimmten Inhalten unsicher über den Wahrheitsgehalt ist, gibt es von »So geht Medien« (ein Online-Bildungsangebot des BR) drei hilfreiche Schritte, wie man diese prüfen kann: 

  • Quellenkritik - wer steckt dahinter?
  • Faktencheck - was wird behauptet?
  • Bildrecherche - stimmt das Bild?

Hierzu zwei Videos:

https://www.br.de/sogehtmedien/stimmt-das/luegen-erkennen/index.html

https://www.br.de/sogehtmedien/stimmt-das/wilde-theorien/index.html

 

 Was kann ich gesellschaftlich beitragen?

 „Verschwörungserzählungen entgegen zu treten ist eine gesellschaftliche Aufgabe“ (Roose, 2020, S. 31).  Hier ist jede:r gefragt.

Die Amadeu-Antonio-Stiftung empfiehlt, vertrauenswürdige Informationen zu verbreiten. Gerade in Pandemiezeiten sei es besonders wichtig seriöse Quellen zu benennen. Auch klar Kante zu zeigen. Das bedeutet: auf diskriminierende, sexistische, rassistische, antisemitische Aussagen hinzuweisen und sie zu skandalisieren.
Der Widerspruch gegen Verschwörungserzählungen und ihren Anhänger:innen benötigt große Sorgfalt. Wenn jemand als “Verschwörungstheoretiker:in“ gilt, neigt man dazu, seine:ihre Positionen und Argumente für nicht rechtmäßig zu erklären. Damit befeuert man jedoch eher die Distanz zwischen den Meinungen. Doch echter Austausch  bedeutet, dass jede:r  die Pflicht hat, jedes „Andersdenken“ nicht sofort in die Verschwörungsecke zu stecken, sondern offen zu sein für eine echte Diskussionen.
Erst dann werden demokratische Prozesse ermöglicht.

 

https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/es-ist-wie-eine-sucht-wie-umgehen-mit-verschwoerungsglaeubigen,SJ8yWse

 

Was kann ich tun, wenn Personen in meinem Umfeld an Verschwörungsmythen glauben?
Die Auswirkungen für Betroffene können sehr weitreichend sein. Von großen Ängsten  (vor der Endzeit, den höheren Mächten) über eigengefährdendes Verhalten (Missachtung der Coronaregeln, Schulden wegen Prepper-Einkäufen) bis hin zur Abschottung vor Familie, Freundinnen & Freunden. Daneben sind das Abdriften in extremistische Gruppen und die Zunahme der Gewaltbereitschaft, z.B. gegenüber den vermeintlichen „Verschwörer:innen“ (jüdische Menschen, staatlichen Institutionen, Journalist:innen) nicht selten.
Die Zentrale Beratungsstelle für Weltanschauungsfragen in Baden-Württemberg, kurz Zebra BW, sowie die Amadeu-Antonio-Stiftung empfehlen ein empathisches und ernstgemeintes Gespräch auf Augenhöhe mit dem:der Betroffenen zu suchen. Es ist sinnvoll nicht konfrontativ zu sein, sondern die Zweifel der Person ernst zu nehmen. Zu hinterfragen, warum der Verschwörungsglaube gerade jetzt als hilfreich
wahrgenommen wird und was dahinter steckt? Aktives Zuhören und Nachfragen sind zentrale Schlüssel für eine gute Gesprächsgrundlage.


Weiterführende Tipps findet ihr hier:

https://zebra-bw.de/wp-content/uploads/Checkliste-Verschwoerungstheorien.pdf

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/verschwoerungsmythen-und-antisemitismus/reagieren-im-privaten-umfeld/

 


 

Habt ihr selbst Umgang mit Verschwörungserzählungen oder leidet darunter, dass Freund:innen, Familienmitglieder oder Bekannte Verschwörungserzählungen verbreiten? Schreibt uns gerne bei Facebook, Instagram oder direkt per Mail an:

graubau@stutensee.de

Habt ihr Interesse an einer Informationsveranstaltung zum Thema? Schreibt uns gerne bei Facebook, Instagram oder direkt per Mail an:

graubau@stutensee.de


 

Wenn ihr euch weiter Informieren wollt, hier gehts zu unserer Quellen:

Amadeu Antonio Stiftung 2020:

https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/verschwoerungstheorie-verschwoerungsmythos-verschwoerungserzaehlung-57919/

Stern, J. (2018) Verschwörungstheorie “Islamisierung“:

https://www.bpb.de/lernen/projekte/270414/verschwoerungstheorie-islamisierung

Farke, D. (2012) Schüler der Weisen von Zion. Alexander Steins Hitler-Analyse von 1936:

https://www.juedische-allgemeine.de/kultur/schueler-der-weisen-von-zion/

 

Weitere Quellen: 

https://www.lpb-bw.de/verschwoerungstheorien#c45495https://www.spiegel.de/netzwelt/web/9-11-in-zwoelf-phasen-in-die-verschwoerungsgalaxie-a-1286272.html